Jedlesee
Jedlesee war bis 1894 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Jedlesee ist ein Bezirksteil des 21. Wiener Gemeindebezirks Floridsdorf, der bis 1904 zu Niederösterreich gehörte. Ab dem Zeitpunkt der Eingemeindung setzte eine immer schnellere Entwicklung von landwirtschaftlichen Dörfern zum suburbanen Siedlungsraum ein.
Das alte Dorf Jedlesee lag am Südwestende des Marchfeldes. Es entstand an einem Seitenarm der Donau, der „Schwarzen Lacke“, welche heute noch als Wiesenstreifen neben der Kirche erkennbar ist. Dieser Donauarm war öfter ein Grund für die Zerstörung Jedlesees durch die hochwasserführende Donau und Eisstösse. Mit der Donauregulierung wurde die „Schwarze Lacke“ vom Hauptstrom abgetrennt und nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Schutt der zerbombten Wiener Häuser sowie diverse Industrie- und Erdölabfällen bis in die 70er Jahre restlos aufgefüllt.
Die dadurch an Wien herangerückte Schwarze Lackenau nördlich des alten Donauarms bildet eine eigene Katastralgemeinde, die heute jedoch als Teil des Bezirksteils Jedlesee angesehen wird. Die Katastralgemeinden Jedlesee (144,97 ha) und Schwarze Lackenau (518,62 ha) erstrecken sich gemeinsam über eine Fläche von 663,59 ha. 85,97 ha der Schwarzen Lackenau liegen auf dem Gebiet des Gemeindebezirks Döbling, 30 ha auf dem Gebiet des Gemeindebezirks Brigittenau. Bei diesen Anteilen handelt es sich jedoch um Wasserflächen der Donau. Zur Schwarzen Lackenau gehören auch Abschnitte der Donauinsel und des Marchfeldkanals.
Unter dem leicht abgewandelten Namen Schwarzlackenau existiert ein drei Zählsprengel umfassender Zählbezirk der amtlichen Statistik, dessen Grenzverlauf jedoch nicht mit jenem der Katastralgemeinde ident ist. Dies gilt auch für den aus fünf Zählsprengeln bestehenden statistischen Zählbezirk Alt-Jedlesee und den aus vier Zählsprengeln bestehenden statistischen Zählbezirk Neu-Jedlesee.
Jedlesee grenzt im Norden an die niederösterreichischen Gemeinden Klosterneuburg und Langenzersdorf sowie an den Floridsdorfer Bezirksteil Strebersdorf. Im Osten liegen die Floridsdorfer Bezirksteile Großjedlersdorf und Floridsdorf. Im Südosten grenzt Jedlesee – in Fließrichtung der Donau – an die Döblinger Bezirksteile Kahlenbergerdorf und Nußdorf sowie an die Brigittenau.
Die Ortschaft Jedlesee entstand am Landeplatz der Überfuhr vom Marchfeld nach Nußdorf, vermutlich als fränkische Neugründung nach dem Sieg Otto I. über die Magyaren am Lechfeld. Bereits am 5. Juli 1014 wird in einer Schenkungsurkunde des Bistum Passau der Ort „Uotcinessevve“ erwähnt, der Jedlesee zugeschrieben wird. Der deutsche Heinrich II. schenkte der bischöflichen Kirche zu Passau dieses Gebiet neben Besitzungen in Herzogenburg, Krems an der Donau und Tulln zur Errichtung von Kirchen.
Ursprünglich war Jedlesee ein Bauern- und Fischerdorf im Augebiet der Donau. Zahlreiche Donauarme befanden sich im heutigen Siedlungsgebiet – am westlichen Ortsrand die „Schwarze Lacke“, die sich bei Hochwasser in einen reißenden Seitenarm des Stromes verwandelte. Trotz oftmaliger Verwüstung durch Hochwässer und Eisstöße sowie der jeweils durchziehenden Heerscharen auf dem Marsch nach Wien wurde der Ort immer wieder aufgebaut. Die Überschwemmungen wurden erst durch die Donauregulierung (1870-75) beendet.[1] Durch die Gründung einer Überfuhr über den Donaustrom gewann Jedlesee an Bedeutung. Noch heute erinnert die Überfuhrstraße daran.
Von 1778 an war der Leibarzt Maria Theresias, Anton Freiherr von Störck, Besitzer der Herrschaft Jedlesee; unter ihm wurde nicht nur 1779 die Loretto-Kapelle zur Pfarrkirche umgestaltet und 1782 eine eigene Schule errichtet, sondern er erbaute 1787 auch an der Gabelung Prager Straße-Hopfengasse ein Brauhaus (ehemals Gambrinus). Über die Hopfengasse bekam Jedlesee einen näheren Anschluss an den Handelsweg nach Böhmen.
Der Aupark Jedlesee ist nach der Donauregulierung eine der letzten naturnahen Grünoasen in Floridsdorf. Das O'Brien-Denkmal am Eingang des Auparks erinnert an Generalmajor Johann Freiherr von O'Brien, der 1809 mit nur wenigen österreichischen Soldaten die Franzosen zum Rückzug zwingen konnte und damit eine wichtige Voraussetzung für den Sieg von Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern erreichte.
Mit dem Erholungsgebiet Donauinsel ist Jedlesee durch eine Hängebrücke (Jedleseer Brücke) in der Verlängerung der Überfuhrstraße verbunden. Der Aupark Jedlesee ist durch Grünbrücken über die Donauufer Autobahn (A22) mit der Neuen Donau verbunden. Beethoven genoss die Spaziergänge durch den Auwald, sie waren für ihn eine willkommene Abwechslung zum Stadtleben in Wien. Der Grund seiner häufigen Besuche in Jedlesee war die Gräfin Erdödy, deren kleines Landhaus heute als "Beethovenschlössl" bekannt ist.
Das Jedleseer Wappen ist die Jungfrau Maria zu Loretto, das Jesuskind im Arm haltend. Völlig in Gold erstrahlt steht die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind in der Mitte des silbernen Wappenschildes. Das Gnadenbild zeigt die beiden mit einem goldenen Mantel umhüllt, mit Perlenschnüren und Kronen verziert. Seitlich sind in rot zwei Buchstaben angebracht: M (für Maria) und L (für Loretto). Maria zu Loretto ist die Patronin der Jedleseer Kirche, das Wappen eine Nachbildung der dortigen Wallfahrtsstatue. Maria zu Loretto ist als Statue an der zentralen Kreuzung Anton-Bosch-Gasse Ecke Wiener-/Michtner Gasse zu sehen.
Die am 3. Mai 1923 gegründete „Österreichische Luftverkehrs AG“ (ÖLAG) nahm am 14. Mai ihren Linienbetrieb mit einem Flug von München nach Wien (Kennzeichen D-219, Junkers Chefpilot war Hans Baur) auf und landete die Maschine nach einer Flugzeit von 1:45 Stunden nicht auf dem Flughafen Aspern, sondern auf dem Überschwemmungsgebiet in Jedlesee. 49 % der ÖLAG besaßen die Junkers-Flugzeugwerke, die auftragsgemäß die Flugzeuge einbrachten und die deren „Trans-Europa-Union“ gehörten. Natürlich wurden immer wieder auch Rundflüge durchgeführt. Die ÖLAG arbeitete mit der Münchner Rumpler Luftverkehr, der Schweizer Ad Astra Aero und der Ungarischen Aero-Express zusammen.
Die Linien wurden größtenteils mit Junkers F 13, dem ersten echten Verkehrsflugzeug bedient. Während die Strecke München-Wien-München ab 23. Mai 1923 mit Radfahrwerken bedient wurde, ging es dann ab 16. Juli 1923 jeweils um 12:30 Uhr vom erweiterten Land- und Wasserflugplatz Wien-Jedlesee mittels F-13-Flugzeugen auf Schwimmern nach Budapest weiter, welche auf der Donau ihren Landesteg hatten. Im Gegenzug startete man in Budapest um 10 Uhr. In der Saison 1923 wurde die Strecke täglich, außer Sonntag, bis 30. September beflogen. Für die 218 km lange Strecke benötigte man rund 1:45 h. Die durchschnittliche Auslastung betrug im Schnitt 50 % der Sitzplatzkapazität. Da sich ein Ausbau vom ÖLAG-Flugplatz Wien-Jedlesee wirtschaftlich nicht lohnte übersiedelte die ÖLAG im Mai 1924 endgültig mit ihren Landflugzeugen nach Wien-Aspern, auch das Gebäude wurde nach Wien-Aspern transferiert.
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