Leopoldau
Die Leopoldau war bis 1904 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Leopoldau liegt im Marchfeld, an der alten Verkehrsroute vom Donauübergang bei Jedlesee nach Deutsch-Wagram und Aspern. Lange Zeit war Leopoldau immer wieder durch Hochwässer der Donau gefährdet, deren Seitenarme bis an den Westrand des alten Ortskernes reichten. Das Dorf liegt als Angerdorf auf einem verlandeten Donauarm. Bis in die 1970er Jahre bildeten die Häuser eine geschlossene Front entlang des gesamten Angers.
Die Katastralgemeinde erstreckt sich über ein Gebiet von 1058,46 ha, wovon 11 ha im Gebiet des Gemeindebezirks Donaustadt liegen.
Die kleine Siedlung Leopoldau hatte viele verschiedene Namen. 1125 wurde der Name Alpitowe erstmals erwähnt, welcher keltischer Herkunft ist. Der ursprüngliche Name kam aus dem Slawischen und bedeutete „Schwanendorf“. Weiters veränderte er sich in Alpoltowe, Altentoe, Alpeltow, Eypeltau, Apoltau und Eipeldau, worauf noch heute die Eipeldauer Straße hinweist. Danach kam Eupoltau und schließlich Leopoldau. Der heutige Name Leopoldau wurde durch Kaiser Leopold I. aus Dankbarkeit für eine erwiesene Hilfe vergeben und wird seit 1734 gebräuchlich, die Dorfbewohner wurden mit dem neuen Namen aber wohl eher zwangsbeglückt. Deshalb setzte sich der Name Leopoldau erst sehr spät (ab 1911) durch.
Die Besiedlung des Raumes von Leopoldau geht ohne Unterbrechung auf die Jungsteinzeit zurück, womit Leopoldau das älteste Siedlungsgebiet des 21. Bezirks sein dürfte; schriftlich wird der Ort allerdings 1125 erstmals erwähnt.
Markgraf Leopold III. war Herr des Ortes „Alpiltowe“, wo er oft auf Jagd ging. 1120 schenkte er den Ort seinem Sohn Leopold IV..
Die alte Siedlung wurde durch kriegerische Einfälle, Überschwemmungen und Feuersbrünste in ihrer baulichen Substanz oftmals schwer geschädigt, die Bevölkerung darüber hinaus durch Epidemien dezimiert. Im Mittelalter lebten die Leopoldauer hauptsächlich vom Fischfang. Von 1231–1239 kam es zu einer Verwüstung durch die Hussiten aus Böhmen. Bereits 12 Jahre danach kam mit den Ungarn unter Matthias Corvinus die nächste Armee und zerstörte den Ort erneut. 1271 und 1402 wütete dann die Pest in Leopoldau. 1275 wurde ein Großteil des Ortes durch ein Hochwasser zerstört.
1330 wurde der erste Friedhof neben der im Jahre 1108 unter Leopold III. errichteten Kapelle gebaut. 1338 zerstörte ein sieben Meilen langer Zug aus Heuschrecken aus Asien alle Felder. 1484 hatte das ungarische Heer Stammersdorf eingenommen. Die Leopoldauer halfen Friedrich III. und bekamen somit Sonderrechte. So mussten sie etwa von 1492 bis 1875 keine Brückenmaut auf der Donaubrücke nach Wien zahlen.
Was sich für die Jedleseer nachteilig ausgewirkt hatte – der Bau der Donaubrücke 1439 – war für die Leopoldauer von Vorteil: sie konnten nun ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse mühelos auf die Wiener Märkte bringen. Nach einer Überschwemmung war Leopoldau seit 1489 von Kagran durch einen neu entstandenen Donauarm vermeintlich für immer getrennt. Ebenso in diesem Jahr wurde die Pfarre Eipeldau als eigenständig erhoben.
Knapp 200 Jahre danach kam erneut die Pest und forderte über 700 Opfer. 133 wurden rund um das Kugelkreuz (heute an der Siemensstraße) beerdigt. Dieses Kugelkreuz befindet sich auf einem kleinen Hügel. Es besteht aus einer Steinsäule mit einer Kugel und einem Kreuz darauf.
Von 1600 an soll Leopoldau eine eigene Schule besessen haben, 1730 wurde eine Pfarrschule im Pfarrhof errichtet. 1773 wütete ein Feuer in Leopoldau, welches rund 50 Häuser zerstörte.
Das alte Eipeldau war nicht nur wegen seiner Gänsezucht berühmt, sondern erlangte durch die von Josef Richter (1749–1813) herausgegebenen „Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran über d'Wienerstadt“ auch einen Platz in der Literaturgeschichte.
Ein weiteres großes Hochwasser verwüstete Leopoldau am 1. März 1830. 8 Menschen ertranken und 89 Häuser wurden teils schwer beschädigt. Die Hochwassermarke am Leopoldauer Platz 91 zeugt bis heute davon.
1831 wurde Leopoldau zur Marktgemeinde erhoben. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Fabriken und Wohnhäuser. Damals begannen sich zwei neue Ortschaften zu entwickeln: Neu-Leopoldau und Mühlschüttel. 1881 wurden diese beiden Orte von Alt-Leopoldau getrennt und bildeten seither eine eigene Kastralgemeinde Neu-Leopldau mit Mühlschüttel, welche 1886 aufgrund der Verwechslungsgefahr mit Alt-Leopoldau in Donaufeld umbenannt wurde.
1904 wurde Leopoldau mit mehreren anderen Vororten zum 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf eingemeindet. Die Leopoldauer Bauern widersetzten sich von allen betroffenen Gemeinden am meisten der Eingemeindung nach Wien. Bürgermeister Karl Lueger musste mehrmals persönlich zu Besprechungen anreisen, um sie von den Vorteilen zu überzeugen. Nach der Gründung des 22. Bezirks Donaustadt 1938 und der Eingemeindung von Stammersdorf 1954 besteht der Bezirk Floridsdorf aus der Leopoldau und sechs weiteren Bezirksteilen.
1927 wurde die Freiwillige Feuerwehr Leopoldau von der Wiener Berufsfeuerwehr abgelöst.
1932 wurde als Teil eines Arbeitsbeschaffungsprogrammes die erste der sogenannten Nebenerwerbssiedlungen durch die Wiener GESIBA errichtet. Die Stadtverwaltung wählte unter den Langzeitarbeitslosen geeignete Bewerber, vor allem Facharbeiter, aus, die sämtliche Bauarbeiten in Eigenregie durchzuführen hatten. So entstanden auf relativ großen Parzellen, die für Gartenbau und Kleintierhaltung genutzt werden konnten, 425 Häuser. Die Großfeldsiedlung wurde südlich des Bahnhofs Leopoldau errichtet, die Nordrandsiedlung nördlich davon bis zur Grenze zu Niederösterreich.
Von 1966 bis 1973 entstand der Gemeindebau Großfeldsiedlung für rund 21.000 Bewohner, eine der ersten Wiener Satellitensiedlungen. Am Rand der Wohnanlage sind Teile der ehemaligen Siedlung erhalten geblieben.
1996 wurde die auf dem Anger von Leopoldau errichtete Feuerwache Leopoldau geschlossen und 2010 verkauft.
Der historische Ortskern mit der Barockkirche Maria im Elend hat die Form eines Straßenangerdorfes. Dort gibt es noch heute zahlreiche kleinbäuerliche Betriebe. Die Felder, die sich im nördlichen Bereich des Ortskerns befinden, wurden widmungsmäßig geschützt, sodass sich die Leopoldau bis heute Ihren dörflichen Charakter weitestgehend erhalten hat.
1907 fuhr der erste Autobus in Floridsdorf, und zwar von Floridsdorf über Leopoldau nach Kagran.Ab dem 9. Mai 1917 fuhr mit der Linie 117 erstmals eine Straßenbahn von Floridsdorf nach Leopoldau. Diese wurde am 27. März 1961 in 17A umbenannt, welche ab 3. Juni 1961 ihre Endstelle nicht mehr in Floridsdorf Am Spitz hatte sondern ab dem Schnellbahnhof in Floridsdorf bis Leopoldau geführt wurde. Am 10. April 1970 wurde diese Straßenbahnstrecke aufgelassen.
Vom 3. Juli 1971 bis 17. September 1976 wurde die Strecke Floridsdorf - Leopoldauer Platz - Kagran von der Autobuslinie 28A bedient, jedoch zwischen 18. September 1976 bis 3. September 1982 lautete die neue Streckenführung Floridsdorf - Großfeldsiedlung. Am 4. September 1982 wird diese Linie in 29A umbenannt und verkehrt weiterhin auf dieser Strecke.Am 6. September 1982 wird die neue (Verstärker-)Linie 28A in Betrieb genommen und verkehrt zwischen Floridsdorf und der Großfeldsiedlung, zum Teil über das Gewerbegebiet in der Richard-Neutra-Gasse.Am 4. September 1995 wird die Linie 32A in Betrieb genommen und verbindet die Leopoldau mit Großjedlersdorf bzw. Strebersdorf.Seit dem 2. September 2006 fährt die U-Bahn Linie U1 bis nach Leopoldau und die Leopoldau bekam mit den Stationen Aderklaaer Straße, Großfeldsiedlung und Leopoldau drei U-Bahn-Stationen.Im Zuge der Verlängerung dieser U-Bahn Linie wurde die Straßenbahnlinie 25 eingestellt. Diese verkehrte seit 18. September 1976 erstmals zwischen Schüttauplatz und Leopoldau. Die Leopoldau darüber hinaus mit mehreren Schnellbahnlinien an das Schnellbahnnetz und an den ÖBB Regionalverkehr angeschlossen und wird weiters seit dem 2. September 2006 mit einem Regionalbus (Linie 125) bedient.Im öffentlichen Nachtverkehr wird die Leopoldau in den Nächten auf Samstag, Sonntag und Feiertag von der Linie U1 bedient, in den übrigen Nächten von der Nightline-Linie N25.Am 19. Mai 2007 fuhr zum ersten Mal ein Bus in die neue 'Betriebsgarage Leopoldau' ein. Der Neubau der Garage Leopoldau ist Teil des Garagenkonzeptes der Wiener Linien. Mit der Fertigstellung der Garage Leopoldau 2007 werden die Garagen Vorgarten aus den 1950er Jahren sowie die als Busgarage genützte frühere Straßenbahnremise Grinzing aufgelöst. Die neue Garage Leopoldau befindet sich in der Katharina-Scheiter-Gasse 6 am Gelände des Gaswerks Leopoldau.
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