Ober Sankt Veit


Ober-St.-Veit (amtliche Schreibung der Stadt Wien mit Bindestrichen; oft auch ohne diese zu lesen) ist ein Bezirksteil des 13. Wiener Gemeindebezirks, Hietzing, und eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.

1969 wurde eine paläolithische Siedlung im heutigen Ober-St.-Veit gefunden, die die älteste Spur menschlichen Lebens in Wien ist (etwa 20.000 bis 25.000 Jahre alt). Als erste urkundliche Erwähnung liegt eine Schenkung Kaiser Heinrich II. an die Bamberger Dombrüder aus dem Jahre 1015 vor. Weitere Namen für St. Veit waren auch Godtinesfeld sowie An der Wien und Auf der Wien. St. Veit litt im 15. Jahrhundert unter den Truppen des Matthias Corvinus und wurde während der Wiener Türkenbelagerungen 1529 und 1683 verwüstet.
Im Jahr 1762 verkaufte Erzbischof Kardinal Migazzi Schloss und Herrschaft St. Veit an Kaiserin Maria Theresia; sie ließ die Straßenverbindung von Schönbrunn hierher anlegen, die seit 1894 Hietzinger Hauptstraße heißt und vorher in St. Veit Theresiengasse, später Maria-Theresien-Straße genannt worden war, auf dem freien Feld zwischen St. Veit und Alt-Hietzing St. Veiter Gasse bzw. Straße. 1779 kaufte die Erzdiözese beides zurück.
Das Schloss in Ober-St.-Veit fand später als Sommerresidenz der Erzbischöfe Verwendung. Im Umfeld des Schlosses kam es zur Ansiedlung landwirtschaftlicher und handwerklicher Betriebe. Anfangs stand der Weinbau im Vordergrund. Dieser wurde durch regelmäßige Trockenperioden und den Befall durch die Reblaus immer schwieriger, sodass sich im 19. Jahrhundert die Milchwirtschaft durchsetzte (mehr als 150 Kühe, 2 große Meiereien: Familien Glasauer und Wimpissinger). Seit damals war Ober-St.-Veit bis zum Bau ganzjährig bewohnter Villen eine von Adel und reichen Bürgern bevorzugte Sommerfrische nahe Wien.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ermöglichte die Grundherrschaft eine neue Siedlung zwischen St. Veit und Hietzing: das spätere Unter-St.-Veit. Dort siedelten sich vor allem Gewerbebetriebe und Handwerker an. Zwischen den beiden Teilen der 1850 gegründeten Gemeinde St. Veit an der Wien kam es bald zu Interessengegensätzen, die beide Siedlungen die Trennung anstreben ließen. 1867, im Jahr des Ausgleichs zwischen Österreich und Ungarn, wurde die Trennung von der Niederösterreichischen Landesregierung genehmigt. Es dauerte dann noch mehr als zwei Jahre, bis die Trennung 1870 effektiv wurde: Man hatte steuerzahlender Betriebe wegen lang über die Grenze zwischen Ober- und Unter-St.-Veit gestritten.
Zum 1. Jänner 1892 wurden beide Gemeinden nach Wien eingemeindet und Teile des 13. Bezirks, der nach dem Hauptort Hietzing benannt wurde. Das 1857 erbaute Gemeindehaus für St. Veit bzw. Ober-St.-Veit befand sich bis 1891 an der Adresse Hietzinger Hauptstraße 164. Das Haus wurde um 1970 demoliert und 1992–1994 durch einen Zubau zur Volksschule ersetzt. Um das Jahr der Eingemeindung wurde begonnen, die durch Weinbau und Landwirtschaft nicht mehr genutzten Flächen zu verbauen, vor allem mit Villen wie zuvor bereits im Ort Hietzing. Damit wurde Ober-St.-Veit zu einem der Wiener Nobelviertel. 1904 stellte Bürgermeister Karl Lueger den Antrag für einen Wald- und Wiesengürtel an der Peripherie der Stadt. Seit 1905 liegt Ober-St.-Veit in einem geschützten Grünbereich, zu dem auch der Himmelhof gehört. Dieser war 1897-1899 Sitz der Künstlerkommune "Humanitas" des Malers und Kulturreformers Karl Wilhelm Diefenbach.
In Ober-St.-Veit hatte die Wiener Austria (vormals Amateure) ihr erstes eigenes Stadion in der Nähe der heutigen U-Bahn-Station. Es wurde 1914 eröffnet, 1922 ausgebaut und bis 1931 von der Austria verwendet.
1945 bis 1955 befand sich Ober-St.-Veit im britischen Sektor Wiens.