Unter Sankt Veit
Unter-St.-Veit ist ein Bezirksteil des 13. Wiener Gemeindebezirks Hietzing und eine der 89 Wiener Katastralgemeinden. (Die Schreibung mit Bindestrichen ist die offizielle der Stadt Wien; die Katastralgemeinde wird im von der Justiz geführten Grundbuch ohne Bindestriche geschrieben.)
Das Gebiet von Unter-St.-Veit gehörte bis 1867 / 1870 zur Gemeinde St. Veit an der Wien, die im späteren Ober-St.-Veit ihr Zentrum hatte. St. Veit litt im 15. Jahrhundert unter den Truppen des Matthias Corvinus und wurde während der Wiener Türkenbelagerungen verwüstet. 1803 ließ der Besitzer der Grundherrschaft, um höhere Einnahmen zu erzielen, in den Feldern und Wiesen hundert Bauparzellen abstecken. Das „Neudörfl“ wurde im Bereich der heutigen Feldmühlgasse bei der heutigen Hietzinger Hauptstraße, die bis 1894 in diesem Abschnitt St. Veiter Gasse bzw. Straße, in Ober-St.-Veit Theresiengasse bzw. Maria-Theresien-Straße und nur in Alt-Hietzing Hauptstraße genannt wurde, angelegt und ist der historische Kern Unter-St.-Veits. Die Siedlung wurde bald so genannt, um sie vom bergauf gelegenen Ortskern von St. Veit, nunmehr Ober-St.-Veit, unterscheiden zu können.
Dominierte in Ober-St.-Veit die Landwirtschaft mit weithin bekannten Meiereien, so siedelten sich in Unter-St.-Veit vor allem Gewerbe- und Handwerkstreibende an. Dies bewirkte, dass die Interessen der Ober- und der Unter-St.-Veiter oft weit auseinander lagen und es in der Gemeinde öfter zu Streit zwischen den beiden Orten kam. Beide Orte waren daher an der Trennung interessiert, die mit kaiserlichem Diplom von 1867 ausgesprochen und nach Grenzstreitigkeiten der beiden Orte um Steuer zahlende Betriebe 1870 realisiert wurde. Das Unter-St.-Veiter Gemeindehaus, eine Schenkung aus dem Jahr 1885, befand sich an der Adresse Auhofstraße 47 (1972 abgebrochen; heute Sportplatz der benachbarten Volksschule).[1] Nach zwanzig Jahren der Autonomie wurde Unter-St.-Veit (wie fast das ganze heutige Hietzing) mit Gesetz vom 19. Dezember 1890, in Kraft getreten am 1. Jänner 1892, in die Stadt Wien eingemeindet. Von 1945 bis 1955 befand sich Unter-St.-Veit im britischen Sektor Wiens.
Das erste Schienenverkehrsmittel, das Unter-St.-Veit erreichte, konnte kaum Bedeutung für den Stadtverkehr erreichen: Es war die 1860 erbaute Verbindungsbahn, heute südlich der Hietzinger Hauptstraße die fiktive Grenze zwischen Unter- und Ober-St.-Veit. Sie verbindet die Stationen Wien Hütteldorf und Wien Penzing an der Westbahn mit der Station Wien Meidling an der Südbahn. Eine Station St. Veit an der Wien befand sich nördlich der St. Veiter Straße, der späteren Hietzinger Hauptstraße. Die seit 1. Juni 1989 auf der Strecke verkehrenden Schnellbahnzüge haben keine Haltestelle in Unter-St.-Veit, wohl aber im südlich anschließenden Bezirksteil Speising. Der starke Güterverkehr auf der Verbindungsbahn soll nach Fertigstellung des Lainzer Tunnels in diesen verlegt werden.
Zur Verbindung in Richtung Wien (bzw. zum heutigen Stadtzentrum) dienten damals so genannte Stellwagen. Das waren Pferdewagen, die an festgelegten Standorten warteten, bis mehrere Fahrgäste zum vorgesehenen Fahrtziel beisammen waren, und erst dann losfuhren. Die 1887 erbaute Linie Hietzing–Ober-St.-Veit des ab 1888 als Dampftramway-Gesellschaft vorm. Krauss & Comp. Wien firmierenden Verkehrsbetriebs, die die Hietzinger Hauptstraße fast in voller Länge befuhr, war dem gegenüber ein enormer Fortschritt; die Dampftramway verkehrte alle 30 Minuten. In Unter-St.-Veit befand sich ein Stationsgebäude.
Die Gesellschaft verkaufte die Linie 1907 an die Stadt Wien. 1908 wurde sie elektrifiziert; die neue „Elektrische“, Linie 58, fuhr dann bis 1914 bis Ober-St.-Veit. Um das ständige Kreuzen der Verbindungsbahn (damals Dampfbahn) durch die Straßenbahn zu vermeiden, wurde die Linie 1914 geteilt. Vom Stadtzentrum bis Unter-St.-Veit fuhr der 58er (wie in Wien die Liniennummern zitiert werden), jenseits des Bahnschrankens wartete der 158er zur Weiterfahrt nach Ober-St.-Veit.
Zu Kriegsende 1945 fuhr der 158er bis 19. Februar, der 58er bis 13. März. Dann war der Betrieb hier bis inklusive 13. September eingestellt. Die Linie 158 verkehrte zum letzten Mal am 27. Juli 1958 und wurde am nächsten Tag durch eine Autobuslinie ersetzt. Die Linie 58 hatte ihre Abfahrtsstelle im Stadtzentrum jahrzehntelang am Burgring (Babenbergerstraße). Wegen des Baues der U-Bahn-Linie U3 unter der inneren Mariahilfer Straße musste die Schleife in den späten achtziger Jahren zum Dr.-Karl-Renner-Ring verlegt werden. Nach Fertigstellung dieses Abschnitts der U3 wurde die 58er-Strecke am 4. September 1993 auf den Abschnitt Westbahnhof–Unter-St.-Veit verkürzt.
Elf Jahre nach der Dampftramway wurde am 1. Juni 1898 die Wiener Stadtbahn im Abschnitt Heiligenstadt–(Gürtellinie)–(Obere Wientallinie)–Hütteldorf eröffnet. Auch diese Vollbahn mit der Haltestelle Unter-St.-Veit-Baumgarten direkt am Wienfluss wurde mit Dampfloks betrieben. Nach vorübergehenden Einstellungen des Personenverkehrs im Ersten Weltkrieg wurde die Fahrgastbeförderung am 8. Dezember 1918 wegen Kohlenmangels endgültig eingestellt.
1923 wurde von den Bundesbahnen ein bescheidener Betrieb wiederaufgenommen, 1924 pachtete die Stadt Wien die Stadtbahn, elektrifizierte sie und eröffnete sie am 3. Juni 1925 wieder. Ein voller Erfolg wurde die Stadtbahn mit der Einführung eines Tarifverbundes mit der Straßenbahn am 20. Oktober 1925. Auch die Stadtbahn war zu Kriegsende 1945 vorübergehend eingestellt. Am 20. Dezember 1981 wurde der Abschnitt Hietzing–Hütteldorf als letzter der Linie U4 auf den heutigen U-Bahn-Betrieb umgestellt. Die Station heißt seit Jahrzehnten nur mehr Unter St. Veit; das am nördlichen Wienflussufer liegende Baumgarten, Teil des 14. Bezirks, wird nicht mehr erwähnt.
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